»Mit den Tagen begreife ich zwar ein bisschen besser und genauer, was mit den Geschichten los ist. Sie sind so etwas wie kleine Freiheitssprünge. In ihnen lasse ich die Wörter allein etwas tun, ohne Ziel, Zweck und Aufgabe. Die Wörter suchen irgendeine Nähe zueinander, gesellen sich zusammen, trennen sich wieder, tanzen ein wenig – und lösen sich in Luft auf. Immer wieder habe ich das Gefühl, dass die Geschichten sich am Ende in Luft auflösen. Tun sie es nicht, enden die Geschichten schwer. Mit Mord und Totschlag. Mit einem harschen (unbefriedigend groben) Ende. Lustlos. Knall auf Fall (neu gelernt). Sie sind falsch verlaufen, sie spielen den ›Macker‹ (neu gelernt), sie tun, als wollten sie einem drohen.«
Aus: Hanns-Josef Ortheil, »Der Stift und das Papier«, Luchterhand 2015, Seite 78